Überhitzung und fehlende Leistung

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  • #35663
    coyotom
    Teilnehmer

    Hallo zusammen,

    am Wochenende habe ich meinem 108er den ersten Arbeitseinsatz zugemutet. Die Aufgabe bestand darin, einen Hänger mit Brennholz (<1to)aus dem Wald nach Hause zu ziehen.

    Bei der leeren Hinfahrt bewegte sich das Thermometer nicht über den untersten Bereich heraus, bei der Rückfahrt unter Last war der Zeiger jedoch plötzlich im roten Bereich (kein Hupen-Warnton, wobei ich garnicht weiß, ob der Kontakt bei mir verbaut ist…). Nach manueller Nachregelung der Kühlluftklappe und kurzem Lauf im Stand normalisierte sich die Temperatur wieder, danach gab es jedoch zwei neue Effekte:

    Zum einen saute der Gute das Öl aus allen Ritzen, weiterhin war eine deutliche Leistungseinbuße zu bemerken.

    Die Ursache für das Ölleck war gestern schnell gefunden, offenbar der untere Dichtungsring am hinteren Stößelschutzrohr. Vermutlich ist das nur vorher nie aufgefallen, da das Öl nie so dünn wurde.

    Mir fehlt jetzt noch eine Erklärung für die fehlende Leistung. Muß ich hier einen Lagerschaden oder schlimmeres befürchten? Nach dem Einsatz hab ich den Motor noch nicht wieder laufen lassen.

    Danke für Eure Hinweise,
    Tom

    #105533
    U.Hilse
    Teilnehmer

    Was bedeutet denn "erster Arbeitseinsatz" ?
    Hattest Du vorher irgendwelche Arbeiten am Motor durchgeführt oder ist alles wie immer und es war nur der erste Einsatz im neuen Jahr ?

    Als erstes würde ich an Deiner Stelle den Motor von Hand durchdrehen und prüfen, ob er leichtgängig dreht (vorne an der Andrehklaue, wo man die Kurbel einsteckt)

    Wenn da alles unauffällig ist, Kompression prüfen. Wenn die (so) gut (wie vorher) ist, würde ich den Motor starten. Wenn nichts kaputt ist, kann nichts passieren, wenn etwas kaputt ist, dann ist es das auch jetzt schon, was soll also noch passieren.

    Ich weiß ja nicht, wie lange der Motor anschließend noch gelaufen ist. Es könnte sein, dass Du den Motor einfach überhitzt hast, also zu wenig Drehzahl unter Last = zu wenig Gebläsedrehzahl (oder eben die Gebläseregulierung, tückische Sache), dann wäre Leistunsgverlust eine Vorstufe zu einem Schaden, könnte dann jetzt wieder weg sein.

    Es könnte natürlich auch schon ein leichter Kolbenfresser/-klemmer (oder nur gebrochene Kolbenringe…) geworden sein, dann hilft nur der Blick in den Zylinder, wenn die Leistung nicht wieder da ist.
    Zum Ausschließen eines Lagerschadens müßtest Du natürlich auch dort nachschauen.
    Ich fürchte, ums Ausprobieren oder Nachsehen wirst Du nicht herumkommen.

    #105537
    derlaui
    Teilnehmer

    Hallo Tom
    Bedenke dein Porsche hat nur 14 PS! (Meiner auch icon_smile.gif)
    Wenn du da 1Tonne hinterhängs und eine leichte Steigung hochfährt dann hat der KLEINE schon seine Leistungsgrenze im 3 Gang erreicht!
    Deshalb den Motor immer auf Drehzahl halten und frühzeitig runter schalten. icon_idea.gif
    Laut meinem Fahrzeugbrief hat der Junior eine zulässige Anhängerlast von 490 Kg ungebremst.

    Mfg
    Detlef

    #105539
    U.Hilse
    Teilnehmer

    Ganz genau, das ist das A und O beim Junior und allen anderen gebläsegekühlten Motoren (Käfer etc.), lieber mit höherer Drehzahl leichtdrehend den Berg hochfahren, als, wie heute so modern untertouriq quälen, DAS können sie einfach nicht vertragen und es führt zu Schäden !

    #105541
    coyotom
    Teilnehmer

    Hallo,

    vielen Dank für die Hinweise. Vermutlich habe ich dem Guten wirklich etwas viel abverlangt. Und das obwohl es hier kaum Steigungen gibt…. Mit "erster Arbeitseinsatz" meinte ich übrigens den ersten Einsatz in meinem Besitz – ich bin erst seit kurzer Zeit Porsche-Besitzer!

    Der Motor lässt sich noch leicht durchdrehen. Die Kompression scheint auch zu stimmen. Mein Pkw-Kompressionstester zeigt unverändert 18 bar+ (Die Skala geht bis 20 und mal muss einen Universal-Gummistopfen in das Glühkerzengewinde drücken – da pfeift immer noch was ab). Könnte also alles nochmal gut gegangen sein. Gestartet habe ich Ihn noch nicht, weil ich erst mal das Ölleck beseitigen will. Da gleich die nächste Frage:

    Ich habe die Kipphebelschale demontiert und musste feststellen, daß beide Ventilführungen an der Schnittstelle Zylinderkopf – Kipphebelschale gebrochen sind. Möglich, dass ich das selbst war, da ich beim Demontieren jedoch recht vorsichtig war und nichts geknackt hat, könnte ich mir auch vorstellen, daß der Motor bereits so lief. Kann das sein?

    Kann man die Führungen mit Heimwerkermitteln auswechseln? Wie sind die befestigt? Nur gesteckt? Ich hab hier war von "eingeeist" gelesen, kann mir jedoch nichts darunter vorstellen.

    Gruß, Tom

    #105535
    U.Hilse
    Teilnehmer

    Oh. Sch… Die Führungen sind geschrumpft, nicht gesteckt, sie fielen ja sonst wieder heraus. Das ist nichts für den Heimwerker.
    Die alten Führungen müssen raus (nicht herausschlagen), die neuen müssen wieder eingeschrumpft werden und dann passend aufgerieben werden, damit die Ventilschäfte leicht laufen, nicht klemmen aber auch nicht klappern. Dazu müssten dann die Ventilsitze passend nachgearbeitet werden, damit nicht evtl. eine neue Führung etwas schief steht (schief aufgerieben wurde…) und das Ventil unten nicht mehr abdichten kann, dazu am besten gleich neue Ventile und natürlich die Ventilsitze prüfen, ob die noch fest sind, und ob Risse zwischen beiden Sitzen sichtbar sind.

    Natürlich kann es sein, dass der Motor so lief, das muß man nicht merken. Ich frage mich nur, welchen Grund die Führungen hatten, da oben zu brechen, das ist ungewöhnlich.

    Naja, dann muß der Kopf auch runter, dann kannst Du gleich nach dem Zylinder+Kolben sehen.

    Ein Tip: Wenn Du keinen Landmaschinenmechaniker oder Motoreninstandsetzer kennst – der freundliche BMW-Motorradhändler mit Werkstatt hat das nötige Werkzeug, um bei den alten Boxer-Motoren (70er Jahre) die Führungen wechseln zu können, frag da mal nach.

    #105547
    coyotom
    Teilnehmer

    Hallo,

    ein kleines Update zu der Sache. Nachdem ich hier in der Nähe niemanden gefunden habe, der solch einen Zylinderkopf schonmal bearbeitet hat ("Achso, es geht um einen Traktor!&quoticon_wink.gif habe ich beschlossen, erstmal alles zu reinigen und neu abgedichtet wieder zusammenzustecken. Beim Reinigen zeigte sich auch daß die Bruchstellen der Ventilführungen schon älter waren, zumindest waren Sie schon mit Öl in Kontakt gekommen. Gestern waren dann die Dichtungen da (einen Satz bestellt, drei bekommen) und siehe da: die Kiste läuft trotz "zweiteiliger" Ventilführung und springt sogar besser an als vorher, was aber auch an der jetzt vollen Batterie liegen kann. Ich werde jetzt erstmal vorsichtig eine Ausfahrt machen und alles gut beobachten.

    Die große Zylinderkopfüberholung ist also erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Gibt es jemanden, der so etwas zuverlässig auf dem Postweg erledigt? Hier in MeckPomm gibt es zwar ein paar Motoreninstandsetzer und auch eine BMW-Werkstatt, die haben jedoch bislang nur alte Ost- oder neue West-Technik in Händen gehabt.

    Vielen Dank für die Hilfe,
    Tom

    #105543
    r.wingenter
    Teilnehmer

    Hallo Tom,
    wende dich an die Firma "Reparaturschweißerei Record" in Görlitz. Die machen das seit vielen Jahren. Stehen auch hier auf der Porsche-Seite unter Ersatzteile.
    http://www.schweissereiwuttke.de/
    Gruß Rainer

    #105545
    U.Hilse
    Teilnehmer

    Wie viel (so etwa in Prozent) der Ventiführungen ist denn abgebrochen ?
    Die Ventilfedern sind zwar nicht sehr stark, die Ventile werden ohne ausreichende Führung aber doch auf Biegung beansprucht, das könnte Bruch geben, wenn Dir ein Ventil abbricht, kannst Du auch noch mindestens einen neuen Kolben kaufen…….

    Wenn die Führungen oben nur zu etwa max. 20 % ihrer Geamtlänge herausschauen und dieser Teil fehlt, müßte es aber wohl erst mal gehen. Die Motorenbauer waren allerdings nie so dumm, völlig unnötigerweise viel zu lange Führungen zu verbauen, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre.

    Viel Erfolg.

    #105549
    coyotom
    Teilnehmer

    Hallo,

    die Ventilführungen sind vollständig erhalten, nur eben in zwei Teilen. Die Bruchstelle ist direkt über der Oberkante Zylinderkopf. Der Rest steckt recht stramm in der Führung der Kipphebelwanne und wird durch den Gummiring unter den Ventilfedern gehalten. Die Führung der Ventile ist also nicht schlechter als sonst, allerdings könnte theoretisch durch den Riss Öl vom Ventilschaft in den Bereich zwischen Zylinderkopf und Kipphebelwanne entweichen.

    Doch die Geschichte geht weiter: Am Wochenende habe ich den Junior mal etwas gefordert und er hat erneut bei Motortemperatur auf ca. "3 Uhr" stark an Leistung verloren. Die Drehzahl nahm merklich ab, er nahm kein Gas mehr an und ging letztlich aus. Nach kurzer Abkühlung lief alles wieder wie gewohnt, bis die Temperatur wieder anstieg. Begleitet wurde das Ganze von weißem Rauch aus der Gehäusentlüftung und der Durchführung für die Anlenkung der Regelstange. Ich dachte erstmal an eine blockierte Entlüftung und daher resultierenden Über- bzw. Gegendruck im Motorgehäuse, doch nach dem Öffnen der Entlüftung wurde es nicht besser. Viele werden jetzt auf verschlissene Kolbenringe tippen, aber die Kompression lag kalt bei 18bar+ und so schlecht, daß der Motor abstirbt, kann sie doch dann nicht sein…

    Was mich am meisten beschäftigt, ist der Rauch: Wenn weiß, dann müsste das doch Dieselrauch sein, oder?

    Gruß, Tom

    #105551
    derlaui
    Teilnehmer

    Hallo Tom
    Laut Werkstattbuch Kompression

    24 – 28 bar sehr gut
    22 – 24 bar gut
    18 – 22 noch brauchbar
    unter 18 bar unbrauchbar
    Ich schätze mal das deine Kolbenringe defekt sind.

    Mfg Detlef

    #105555
    U.Hilse
    Teilnehmer

    Ich weiß nicht, welches Temperaturinstrument Du verbaut hast, daher kenne ich die "3 Uhr-Stellung" nicht. Mich wundert aber, dass Du es überhaupt schaffst, den Motor so heiß zu kriegen, wo es doch draußen kalt ist. Das ist unüblich und deutet auf viel zu hohe Reibung im warmen Motor, wenn also alles schön ausgedehnt ist . Dazu der weiße Qualm und Drehzahlabfall, das klingt mehr nach Kolbenfresser, als nach sonst etwas, möglicherweise verbunden mit gebrochenem(n)
    Kolbenring(en)Oh je.

    Möglich auch ein schwerer Lagerdefekt in einem Gleitlager.

    Zu den Ventilführungen: Wenn die obere Hälfte nur auf dem Ventilschaft hängt, führt sie nicht, das kann sie nur, wenn sie mit dem Kopf verbunden ist. Sonst könnte man auch einen Haufen Unterlegscheiben auf den Ventilschaft drauflegen, mit dem gleichen Effekt.

    #105557
    coyotom
    Teilnehmer

    nochmal zu den Ventilführungen: Sie stecken in der Kipphebelschale, werden also zumindest auf der Materialstärke der Schale fest gehalten. Das ist sicher nicht optimal, aber besser als keine Führung.

    Doch wie auch immer: Jetzt muß wohl das große Programm her. Traue keinem Motor, den Du nicht selbst zusammengesteckt hast. Hoffentlich ist nicht allzuviel im Argen und es reicht, Zylinder, Kolben und Zylinderkopf zu überarbeiten. Ich werde mich gleich mal daran machen.

    Welche Lager könnten denn noch betroffen sein und welche sind der Worst Case?

    Zu meinem Temperaturmeßgerät. Es ist von VDO, hat einen rot/grünen Bereich bis ca. 8 Uhr (vgl. Uhren-Ziffernblatt, 3 Uhr war falsch – ich war wohl etwas verwirrt), einen grünen bis ca. 3 Uhr und dann kommt rot. Der Zeiger war bei ca. 9 Uhr, also knapp über der Mindest-Betriebstemperatur. Gemessen wird am Zylinderkopf, es ist also keine Öltemperatur. Wo liegt denn das Maximum in °C? Ich könnte mit einem Infrarotthermometer nachmessen.

    Eine Frage noch: Ich habe bereits die Bedienungsanleitung und die Ersatzteilliste vom Schwungrad-Versand, außerdem gibt es das Werkstatthandbuch im Internet bei porschediesel.stereofx.org. Gibt es weiterhin empfehlenswerte Literatur im Stile von "Jetzt helfe ich mir selbst"?

    #105553
    U.Hilse
    Teilnehmer

    "Jetzt helfe ich mir selbst" oder Artverwandtes für PD kenne ich leider nicht, ich denke, mehr als Du hast, gibt es nicht zu kaufen.
    Nun, der Kopf kann bei einem luftgekühlten Motor allgemein bis max. ca. 170 Grad heiß werden, dann ist er aber richtig heiß. Er wird aber immer deutlich heißer, als der wassergekühlte Kopf, ist ja klar. Aber Deine Temp.-Anzeige hat dann ja gar nicht viel angezeigt, als es losging mit den Beschwerden. Es wird bei einem Fresser natürlich nicht gleich der ganze Motor wärmer, erst mal nur die Freßstelle.
    Ich wünsche Dir viel Erfolg und hoffe ebenso auf kleinere Übel, die Du entdecken wirst. Der teuerste Part wäre sicherlich eine eingelaufene Kurbelwelle, die geschliffen und mit Untermaßlagern versehen werden müßte. Kolben/Zylinder gibt es ja mittlerweile schon fertig zu kaufen, allerdings kenne ich da die Qualität nicht. Aber schau erst mal in Ruhe nach, Lagerschäden treten meist zuerst am Pleuellager, also am Hubzapfen der Kurbelwelle auf. Das ist auch bei fast allen größeren Motoren ein Gleitlager.
    Frohes Schaffen

    #105559
    coyotom
    Teilnehmer

    Ich werde dann mal loslegen. Einen interessanten Beitrag mit ähnlichen Symptomen und den Ursachem im Pleuellager habe ich hier schon gefunden. Das werde ich also zuerst prüfen.

    Vielen Dank jedenfalls für die kompetente Hilfe, insbesondere an Uwe. ich hoffe, daß ich mich bald mit einer Erfolgsmeldung zurückmelden kann.

    Gruß, Tom

    #105561
    U.Hilse
    Teilnehmer

    Eine einzige günstige Sache ist mir noch eingefallen, die auch zu deinen abgebrochenen Ventilführungen passen würde:

    Vielleicht wurden diese Führungen erneuert und zu wenig aufgerieben, dass sie den Ventilschaft bei warmem Motor einklemmen und ein oder beide Ventile dadurch leicht geöffnet festklemmen ?
    Dabei könnten – bei zwangsweise Betätigung durch die Kipphebel auch die Führungen gebrochen sein.

    Aber wurde solch eine Arbeit bei Deinem Motor durchgeführt ?

    #105567
    coyotom
    Teilnehmer

    Das wäre eine Möglichkeit. Der Zylinderkopf scheint neuer zu sein als der Zylinder. Ich schätze, daß Kolben und Zylinder mal auf Übermaß gebracht wurden und der Zylinderkopf ersetzt wurde. Das passt auch zum Zustand – nachdem ich jetzt alles auseinander habe, präsentiert sich das Material nach oberflächlicher Betrachtung eigentlich recht gut. Ich habe mich hier im Forum schon schlau gemacht und werde heute abend mal alle relevanten Maße und Verschleißspuren ermitteln. Vielleicht stelle ich auch ein paar Bilder ein.

    Wieviel Spiel müssen die Ventile in der Führung haben? Nach Abnehmen der Ventilfedern ist ein Ventil gleich in Richtung Kolben gerutscht, das andere ist erstmal stecken geblieben, ließ sich von Hand aber leicht bewegen. Beim Durchdrehen von Hand war die Ventilfunktion ok, bei warmem Motor mag das ja anders sein.

    Grundsätzlich habe auch ich den Verdacht, daß in der Kipphebelschale nicht viel Öl ankommt. Das wird doch auch gebraucht, um die Ventile gängig zu halten, oder? Vielleicht hat der Vorbesitzer ja auch einen 15W40-Fehler gemacht und die Ölkanäle sind verstopft. Das könnte dann auch zum Pleuellager-Tauchsieder-Effekt mit weißem Rauch führen. Das Pleuellager hat übrigens ein zwar merkbares aber sehr geringes Spiel. Darf das sein?

    #105569
    U.Hilse
    Teilnehmer

    Die Ventile bleiben schon mal beim Herausnehmen in der Führung stecken, weil oben, wo die Keile hineinkommen (die Nuten oben am Schaft) sich gerne mal Grat bildet. Also Ventile auch nicht heraustreiben sondern oben den Grat abschmirgeln.Wenn das Ventil aber schon mit dem polierten Schaft in der Führung klemmt, dann hast Du bereits einen Fehler gefunden.

    Die Maße für das Spiel des Ventils in der Führung ist für Einlaß 0,04-0,06mm und für Auslaß (wird ja heißer, daher größer)0,07-0,09mm.

    Also in gebrauchtem Zustand etwa 0,1 mm ist immer gut, eher zuviel als zu wenig, der Dieselmotor reagiert nicht stark auf verschlissene Ventilführungen, anders als der Benzinmotor, der wegen des Unterdrucks im Ansaugkanal Öl durch die Ventilführung ansaugt und verbrennt (das ist das "Bläuen" im Schiebebetrieb beim älteren Benzinmotor, Benziner haben deshalb auch Ventilschaftdichtungen, die genau das verhindern sollen).
    Das Radialspiel des Pleuellagers beträgt 0,08-0,12 mm, es wird normalerweise durch Wachsstreifen (Herstellername "Plastigage" oder "Plastigauge&quoticon_wink.gif gemessen, die man in die Lagerschale einlegt und das Lager dann anzieht, dann zerlegt man es wieder und mißt, wie breit der Wachsstreifen gedrückt wurde. Dafür gibt es dann Tabellen auf der Verpackung des Streifens. Wenn Du also sehr feines Gespür in den Händen hast, kannst Du das Lagerspiel abschätzen, vielleicht kannst Du auch eine Meßuhr befestigen und das Spiel bei Stoßbelastung grob messen. Man muß nur bedenken, das bei der hohen Drehzahl und den großen bewegten Massen verbunden mit der Belastung durch den Verbrennungsdruck gewaltige Kräfte bei zu großem Spiel auftreten.
    Genau so wichtig wie das Lagerspiel ist aber das optische Erscheinungsbild von Lager und Pleuelazapfen (gleichmäßig abgenutzt, Materialeinlagerungen oder Ausbrüche im Lagermaterial, Riefen im Pleuelzapfen, blau angelaufen usw.)
    Das Öl in der Kipphebelschale soll nur den Verschleiß an Führungen, Kipphebeln etc. mindern, ohne Öl geht es auch, die Ventile klemmen dann trotzdem nicht, auch aufgrund des Materials der Führungen.
    Ich hoffe, den weiteren Fortschritt mitverfolgen zu können, bin aber nächste Woche vermutlich ohne Internet.
    Viel Erfolg.

    #105563
    coyotom
    Teilnehmer

    Vielen Dank, damit zeichnet sich so langsam ab, was zu tun ist. Auf jeden Fall den Zylinderkopf überholen, vermutlich wurden die Ventilführungen nicht korrekt bearbeitet, neue müssen in jedem Fall rein.

    Dann habe ich das Pleuellager noch einmal ausführlich getestet und denke doch, daß das Spiel größer ist, als es sein darf. Damit wäre das dann auch fällig. Kann man Untermaßlager einsetzen, ohne den Zapfen zu schleifen? Das Maß dafür bekommt man ja mit Plastigage raus…

    Kolben, Kolbenringe und Zylinder machen übrigens einen ganz guten Eindruck. Der Kolbenumkehrpunkt ist an der Zylinderwand zwar zu spüren, es ist aber keine wirkliche Kante. Der Kolben ist mit 94,88 auch noch kein Übermaß, oder? Ich habe mal Bilder von den wichtigsten Teilen gemacht, zu finden hier ganz unten:

    picasaweb.google.de/THerrholz/PorscheDiesel#

    Was mir noch Sorgen macht, sind die grauen Stellen an den KW-Lagern (siehe Bilder). Sieht aus, als ob die mal zu heiß geworden sind, jedenfalls glänzt da kein Öl. Auch das Pleuellager erscheint mir recht trocken. Das bringt mich wieder zu dem Verdacht, daß die Ölbohrungen verstopft sind. Leider kann ich zum Öldruck nicht viel sagen, da ich bisher immer die Ladekontrolleuchte für die Öldruckkontrolle gehalten habe… Der Öldruckschalter war in Dauer-Gut-Position, ich habe ihn gerade erst wieder gängig gemacht. Die KW hat übrigens leichtes Axialspiel, jedoch kein merkliches Radialspiel, ich habe gelesen, das wäre fast normal.

    #105565
    U.Hilse
    Teilnehmer

    Die Lagerstellen sind wirklich viel zu trocken. Da stimmt was nicht.
    Pleuelzapfen unbearbeitet mit Untermaßlager wird nicht gehen, da der Verschleiß nicht gleichmäßig ist, es würde klemmen oder klappern. Ist der Zapfen aber noch schön, ohne Riefen und nicht angelaufen, sondern nur die Lager ausgelaufen, könnte man mit etwas Glück Originalmaßlager verbauen.
    Den Zustand der KW-Lager kann ich so nicht erkennen, der Kolben hat rechts eine schöne satte Freßstelle, komisch, wo ist das Gegenstück im Zylinder ?
    Der ganze Motor sieht innen irgendwie komisch aus, vermutlich tatsächlich ein massives Temp.-Problem nach Ölmangel.
    Wo hast Du den Kolben gemessen, Kolben sind ballig, also in der Mitte am dicksten.
    Etwas Axialspiel der KW ist nicht so schlimm, für die Prüfung des Radialspiels brauchst Du aber schon ein Stemmeisen, schließlich mußt Du die Schwungscheibe anheben.
    Interessant ist sicher der Blick in das Pleuellager, hier kannst du defintiv sehen, was passiert ist.
    Viel Erfolg

    #105571
    coyotom
    Teilnehmer

    Hallo Porsche-Freunde,

    ein kurzes Update in der Sache und natürlich neue Fragen:

    Heute Motor wieder zusammengesteckt. Öldruckschalter, Pleuellager, Kolbenringe und Zylinderkopf neu. Hat alles gut geklappt, nur leider fehlt mir nun der Öldruck.

    Das scheint auch die Ursache allen Übels zu sein. Der alte Öldruckschalter war defekt und zeigte immer "gut", leider habe ich auf die Funktionskontrolle vor dem Starten nicht geachtet, vermutlich fehlte der Öldruck also von Anfang an. Im Grunde passen auch alle Symptome dazu: Absterbender Motor, fehlende Leistung, unwilliger Start…

    Die Ölbohrungen habe ich bereits so gut es geht geprüft. An Überdruckventil, Öldruckschalter und der verschlossenen Bohrung an der Getriebeglocke lässt sich Luft in alle Richtungen durchpusten und kommt sogar in den Stößelstangen an. Beim Durchdrehen mit dem Anlasser kommt aber nur ein dünnes Ölbächlein aus dem (zur Kontrolle offenen) Überdruckventil, aus allen anderen Öffnungen kommt garnix.

    Da vor dem Überdruckventil ja nur noch die Pumpe kommt und ich keine Ölschleuder habe (im Forum ausführlich beschrieben) tippe ich jetzt auch ein Ölpumpenproblem. Gibt es da typische Fehlerquellen? Ich sträube mich noch, den vorderen Deckel aufzumachen, irgendwie scheint da aber kein Weg dran vorbei zu führen, oder?

    Nachdenkliche Grüße,
    Tom

    #105573
    coyotom
    Teilnehmer

    Und bevor ich jetzt den Rekord für den längsten Thread aufstelle: Die Ursache für das obige Problem ist endgültig gefunden, nachdem ich den vorderen Motordeckel entfernt habe: Der Mitnehmer auf der Ölpumpen-Antriebswelle fehlte. Außerdem habe ich noch zwei weitere Fundstücke im Ölschlamm gefunden, doch dazu werde ich ein neues Thema starten.

    Vielen Herzlichen Dank an alle Helfer und insbesondere an Uwe für die kompetente Beratung und Diskussion. Ich hoffe, ich kann irgendwann selbiges beitragen, wenn ich weiter in die Tiefen des Dieselmotors eingestiegen bin…

    Viele Grüße und immer Öldruck auf der Uhr,
    Tom

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